Was sind Abwehrmechanismen?

Abwehrmechanismen sind ein Begriff aus der Psychoanalyse. Sie erklären, wie ein Mensch mit seinen inneren und äusseren Konflikten umgeht. Diese Mechanismen werden meist unbewusst ausgelöst und können selten kontrolliert werden. Im NLP beobachten und testen wir Abwehrmechanismen sehr genau, da sie uns Hinweise auf die Innenwelt unseres Gegenübers geben. Wenn wir sie beobachten, liegt dahinter meist ein Schatten oder Geheimnis. Abwehrmechanismen können wir auch bei uns selbst erkennen, wenn wir wachsam sind. Sie dienen nicht nur als Widerstand, sondern auch dafür unser psychisches Gleichgewicht zu schützen.

Die Abwehrmechanismen wurden vor allem von Sigmund Freud und seiner Tochter Anna Freud beschrieben. Sie wurden durch Carl Gustav Jung genauer erforscht und fanden durch ihn später Einzug ins NLP.

Die wichtigsten Abwehrmechanismen

Verschiebung

Bei der Verschiebung wird ein Konflikt auf ein anderes Objekt verschoben. Die ursprüngliche Person, der ein Konflikt gilt, bleibt dabei unberührt. Beispielsweise wird ein Konflikt mit dem Partner ausgetragen, obwohl der ursprüngliche Konfliktpartner der Vorgesetzte ist. Oder man lässt Wut an seinem Hund aus, obwohl man eigentlich wütend auf den Nachbarn ist. Ein grosser Teil der Tierquälerei entsteht auf Grund dieses Abwehrmechanismuses.

Sublimierung

Bei der Sublimierung wird die Konfliktenergie durch eine andere, meist gesellschaftlich höherwertige, Tätigkeit ersetzt. Dies ist oftmals bei exsessivem Sporttreiben oder wenn man sich in Arbeit stürzt der Fall. Beispielsweise befindet man sich in einem Konflikt mit dem Partner und anstelle den Konflikt zu klären, geht man in den Boxclub und lässt seine Wut am Boxsack aus. Oder arbeitet bis zum Umfallen im Büro.

Reaktionsbildung

Hierbei werden Gefühle durch das Gegenteil ersetzt. Zum Beispiel wird Hass durch Mitleid ersetzt oder Ablehnung durch Lob. In der Praxis kann als Beispiel jemand der homosexuelle Neigungen zeigt, diese durch eine starke Homophobie ersetzen. Oder jemand der unglücklich verliebt ist fängt an sein Objekt der Begierde plötzlich zu hassen.

Projektion

Der Konflikt oder eigene Persönlichkeitsanteile werden einer anderen Person unterstellt. Dies betrifft vor allem Affekte, Stimmungen, Absichten und Bewertungen. Beispielsweise unterstellen wir unserem Partner, dass er wütend auf uns ist, obwohl dies garnicht den Tatsachen entspricht. Die Projektion ist ein recht häufig vorkommender Abwehrmechanismus. Wir sprechen auch davon, dass die Aussagen über andere Personen, die wir nicht oder nicht gut kennen, oftmals mehr über uns aussagen, als über unser Gegenüber.

Introjektion

Bei der Introjektion rechtfertigen wir uns mit äusseren Einflüssen, z.B. Normen, Anschauungen, Werte etc. In der Praxis äussert sich dies zum Beispiel bei religiösen Konflikten. Man übernimmt die Norm seiner Religion, dass Frauen und Mädchen keine Rechte haben und rechtfertigt sich anschliessend mit seiner Religion: “In meiner Religion darf die Frau nur arbeiten, wenn ich es ihr erlaube!”.

Introjektionen entstehen allerdings auch oft bei Opfern von Gewalt: “Ich habe mich schlecht verhalten, deshalb habe ich die Ohrfeige verdient.” Introjektion dient also auch der symbolischen Rückgewinnung der Kontrolle.

Regression

Regression meint den Rückzug in ein früheres Ich, beispielsweise das Kindes-Ich. Dies zeigt sich vor allem durch typisch kindliches Verhalten, wie Trotzen, Rebellion, massivem Genuss von Süssigkeiten oder sprechen mit kindlicher Stimme.

Rationalisierung

Bei der Rationalisierung werden Verhaltenweisen mit rational-logischen Gründen gerechtfertigt. Hier ist vor allem die Rechtfertigung gegen sich selbst hervorzuheben. Typische Aussagen bei Rationalisierungen sind: “Ich musste halt meinen Sohn streng erziehen, sonst wäre er ein Chaot geworden!” oder “Hätte ich diese Bank nicht überfallen, hätte ich nichts zu essen gehabt.”

Wie die Projektion kommt auch die Rationalisierung recht häufig vor und oftmals treten beide sogar gemeinsam auf.

Verleugnung

Verleugnung bedeutet, dass äussere Sinneseindrücke nicht als gegeben betrachtet oder emotional erlebt werden. Ein Beispiel wäre ein Raucher, der behauptet, dass er keinen Lungenkrebs bekommen kann. Oder ein schneller Autofahrer, der sagt, dass ihm kein Unfall passieren könne. Verleugnungen sind im Alltag sehr häufig.

Tilgung

Bei der Tilgung wird ein Konflikt oder ein Verhalten komplett ausgeblendet und ignoriert. Dies kommt meistens mit einer Aussage daher wie: “Ich weiss nicht von was du redest.”

Fazit

Abwehrmechanismen kommen recht häufig vor und sind alltäglich. Sie können ein Hinweis aus einen blinden Fleck oder persönlichen Schatten sein, der aktuell noch unbekannt ist. Im NLP beobachten wir Abwehrreaktionen gezielt, um das dahinterliegende Bedürfniss aufzudecken und so unseren Klienten zu helfen und sie weiter zu bringen.

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